Fischers Zeilen im April 2020

Das neue Jahr hatte nun doch schon so einige Neuigkeiten zu bieten.

Begonnen hatte alles mit den seltsamen Bildern, die wir aus China zu sehen bekamen. Da wurden Straßen abgesperrt, die Leute in ihren Häusern isoliert, Haustüren zugeschweist, Infektionstrupps säumten die Straßen in Wuhan – doch das war alles noch so weit weg. Der Verkehr lief noch reibungslos – zu Lande, zu Luft und auf dem Wasser – und alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen. Überall tummelten sich die Geschäftsreisenden und niemand konnte sich im Januar vorstellen, was wir keine zwei Monate später in Deutschland, Europa und der ganzen Welt noch erleben würden. Dazu aber später mehr.

Der Februar ließ uns aufhorchen, als plötzlich Herr Dr. Leßmann von den Medien aufgrund der Kontrastmittelgeschäfte durch die Landschaft getrieben wurde.

Die Höhe der Summe war zwar dann doch ein bisschen überraschend, nicht jedoch die Tatsache, dass man mit den Kontrastmitteln hinlänglich Geld verdienen konnte. Jeder von uns weiß natürlich, dass eine Person wie Herr Dr. Leßmann keine unüberlegten Dinge tut. Daher kann sich jeder ausmalen, dass er das Geschäft mit der Firma seiner Frau (Radiomed) vorher hat gut prüfen lassen. Die persönlichen Angriffe in der Presse, zur besten Sendezeit in der Tagesschau oder in der Sendung Panorama ändern nichts daran. Die Kontrastmittel wurden zum Festpreis vergütet und wer am Ende damit Geld verdient, spielt an sich keine Rolle. Da müssen oder mussten sich die Kassen dann schon selbst an die Nase fassen und fragen lassen, warum man das nicht schon vorher geändert hätte. Ich persönlich sehe hier daher – wie viele andere Personen – kein anklagbares Fehlverhalten von Herrn Dr. Leßmann.

Die Presse leidet unter Informations-Inkontinenz

Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

Vielmehr hat er – wie alle anderen Radiologen oder Strahlentherapeuten im Übrigen auch – versucht notwendige Praxisausgaben zu reduzieren; wie beim Einkauf von Medizintechnik, bei der Vereinbarung von Mieten oder bei der Anstellung von Personal. Es wäre daher in der Zukunft gut, dass sich die Medien nicht immer wie im Rausch auf einen potentiellen Skandal stürzen, sondern erst die Eckpunkte versuchen zu verstehen und dann – wenn doch noch eine Story im Orbit schwebt – über die Tatsachen berichten und nicht erst mit Schmutz werfen.
Unabhängig davon gab es dann aber natürlich die Reaktionen bei den Kontrastmittelvergütungen. Das hat dann viele Radiologen kalt erwischt, da man vorher in dem Bereich mehr Umsätze hatte. Parallel hatte man dann noch die Änderung des EBM zum 1.4.2020 vor der Brust, der ja vor allem bei den Fachrichtungen Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie Bremsspuren zu bieten hatte. Da nutzten auch vereinzelte Protestbewegungen wie in Bayern nichts, obwohl natürlich jedem klar sein dürfte, dass gerade in Bayern die Kombination

  • aus EBM-Veränderung mit bis zu 15 % Kürzungen im Bereich der CT -und MRT-Vergütung
  • plus die Kürzungen bei den Vergütungen der Kontrastmittel
  • plus die Beschränkung auf die Anzahl der MRT-Leistungen pro KV Sitz

dann richtig schmerzhaft sein können.
Nicht umsonst haben die institutionellen Praxiskäufer derzeit keine große Lust sich in Bayern zu engagieren – da hier in den Darstellungen der Verkäufer häufig noch die Zahlen von 2018 oder 2019 verwendet werden, die aber unter den neuen Bedingungen schlicht nicht mehr zu erzielen sind.
Nun kam in der ganzen kruden Gemengelage noch der Virus. Unabhängig wie man über die Erkrankungswelle denkt, hat diese uns doch vor Augen geführt, wie schnell sich in der Welt das Unheil verbreiten kann. Wie sagte schon Joseph Pullitzer:

Öffentlichkeit, Öffentlichkeit, Öffentlichkeit – ist der größte moralische Machtfaktor in unserer Gesellschaft

Nicht nur, dass wir die Schreckensbilder und Nachrichten aus Italien und Spanien pausenlos zu sehen und zu hören bekamen – die x-te Sondersendung einem auf das Gemüt schlug – nein die Abschaffung oder Einschränkung der wesentlichen Grundrechte in unserer Republik hat dann aber wie ein Treffer von Mike Tyson gesessen.

Was dies volkswirtschaftlich bedeutet, können wir alle nicht erfassen. Aber zumindest laufen die Druckerpressen für die Geldscheine – pausenlos! Stützungsmaßnahmen hier, Steuersenkung dort, Corona Soforthilfen – die natürlich nicht wirklich helfen da ja der wesentliche Kostenblock im Gesundheitswesen – die Personalkosten – wieder mal außen vor sind.

Die Einschränkung der geplanten Maßnahmen – über 50 % der OP ́s wurden laut Herrn Dr. Gaß (Präsident der DKG) abgesagt, 30 bis 40 % weniger Schlaganfälle oder Herzinfarkte und Belegungsrückgänge von 30 % in den deutschen Kliniken. Die mit großem Bramborium aufgebaute Berliner Notfallklinik in den Messehallen wird nicht gebraucht………….in den Kliniken wurde vielerorts Kurzarbeit beantragt. Wie sagte Herr Dr. Gaß – zuviel Wieler und Drosten.

Und wie wirkt sich das auf eine radiologische Praxis aus, die vielleicht noch in einem Krankenhaus liegt und natürlich vorher vom dritten Standbein – den Krankenhauspatienten – gut gelebt hat und nun hier überhaupt keine Zuweisung mehr bekommt und durch das Runterfahren der Öffentlichkeit deutlich weniger Nachfrage hat?

Wir möchten uns es nicht ausmalen, gehen aber davon aus, dass die Monate März, April und wahrscheinlich auch noch der Mai 2020 bei vielen zu großen Problemen führen wird.

Hinsichtlich der Nuklearmedizin kann man nicht mehr viel sagen – auch hier erfolgt eine Abwertung im neuen EBM. Mittlerweile haben Praxen und Netze begonnen sich von der Nuklearmedizin zu trennen, da man hier schlicht kein Geld mehr verdienen kann. Wohin soll das noch führen? Am Ende muss man tatsächlich befürchten, dass man dann sehr lange auf eine simple Schilddrüsenuntersuchung warten muss, weil der zuständige Berufsverband es seit vielen Jahren nicht geschafft hat, eine Trendwende einzuleiten. Es wird weiter gekürzt und gespart, wo schon lange nichts mehr zu verdienen ist.

Die Strahlentherapeuten waren zwar in der Vergütung in der Reihe der Verlierer, konnten aber zumeist unter Beibehaltung der Versorgung für die onkologischen Patienten im Großen und Ganzen ordentlich die bisherige Krise überstehen. Die elektiven Patienten werden – wenn sich diese wieder an die Luft trauen – dann halt verzögert behandelt.

Was dürfen wir aber für die Zukunft erwarten?

Nach dem brutalen Einbruch an der Börse, dem Schock auf den „Lock down“ und dem radikalsten Eingriffen in die Volkswirtschaften? Wir gehen von einem massiven Wertverfall des Geldes aus – was angesichts der Dimensionen an Geldflutung die wir derzeit erleben, nicht verwundern darf. Gibt es einen Ausweg?

Wir wissen es nicht.

Natürlich haben wir schon einen „Run“ auf Sachwerte hinter uns, ob nun in Edelmetalle, Aktien, Firmenbeteiligungen, Schmuck, Oldtimer oder Kunst. Aber wo soll das hinführen? Wenn wir das Vertrauen in die Währungen verlieren und man sich nicht mehr sicher sein kann, ob man in der Zukunft sein Geld als Schmierpapier benutzen kann.

Ich für meinen Teil bin sehr enttäuscht über die Reaktionen in der Öffentlichkeit. Wenn man sich vor Augen hält, wie kompliziert wir manchmal im Umgang mit dem Datenschutz sind, dann kommt einem der freiwillige Ruf nach einer Überwachungs-App eigentlich wie ein schlechter Scherz vor. Analog haben die Deutschen sich offensichtlich in das unvermeidbare Schicksal ergeben und lassen sich wie Lemminge herumschubsen. Zuhause bleiben und alles wird gut hört man, Maskenpflicht auf der Straße, doch wenn das etwas bringen würde, dürfte sich der von den Japanern so beliebte Schutz doch auch bei deren Infektionszahlen rechtfertigen. Dem ist aber nicht so. Warum reagiert man in Schweden viel unverkrampfter mit der Erkrankung und was ist eigentlich, wenn sich unsere Politiker getäuscht haben? Wer zahlt die „Rechnung“? Gibt es eine Staatshaftung für Fehlentscheidungen?

Die selbst vom RKI veröffentlichten Zahlen mit dem berüchtigten Buchstaben „R“, also der Reproduktion von neuen Erkrankten war ja schon vor der Schließung der Bundesrepublik unter „1“ und die Übersterblichkeit in Europa nicht außergewöhnlich und schon gar nicht über der von der Grippesaison 2017/2018. Klar, die Bilder aus Italien waren eindrucksvoll. Aber war die Aktion – ich mag dieses Wort nicht – alternativlos? Wir werden wahrscheinlich nie die Wahrheit erfahren, denn die kursierenden Statistiken sind alles andere als vergleichbar. Erst später wird man über die richtige oder falsche Reaktion der Politik urteilen können.

Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge

Arthur Schopenhauer gibt uns diesen Rat. Wenn ich mir das verinnerliche, hat er absolut Recht. Wie war die Freiheit in den Flieger zu steigen und zu fliegen oder nur zu guten Freunden zum Feiern zu fahren, ein Fußballspiel anzusehen oder in die Stadt zum Bummeln zu gehen. Nach der Krise werden wir diese kleinen Dinge vielleicht wieder mehr schätzen – wenn ich einen einzigen guten Aspekt aus der Krise mitnehmen kann, dann doch diese Entwicklung.

Ich bin seit 28 Jahren in Deutschland für die Großgerätemediziner unterwegs. Was ich in diesem Jahr erleben muss ist – für alle anderen sicher auch – schon eine extreme Veränderung. Einerseits werden wir mit Angst aufgetankt, andererseits geben sich die Verschwörungstheoretiker die Hand. Man weiß gar nicht mehr was man glauben soll und kann. Natürlich gab es keine historischen Vorbilder, von denen man hätte lernen können, aber dennoch muss man die Frage stellen dürfen, ob jede Handlung des Staates definitiv richtig gewesen ist. Wenn es nicht mehr erlaubt ist, anders zu denken oder zu argumentieren, wenn die Nutzung der sozialen Medien eingeschränkt und Nachrichten auf youtube

gelöscht werden, weil diese nicht in den Mainstream passen, dann hat die Demokratie sicher Schaden genommen.

Diese Erkrankung zeigt uns aber vor allem eines auf. Sparen auf Kosten des Gesundheitswesens funktioniert nicht. Darin sollten wir uns alle einig sein. Fehlende Schutzkleidung für das Personal in Kliniken und Praxen ist nicht nur ein Armutszeugnis für alle reichen Länder, sondern eine Frechheit gegenüber den Menschen, die sich für das Leben der Patienten einsetzen. Das zu ändern sollte die erste Aktion überhaupt sein. Wenn ich mir jedoch die Umsetzung der Corona Sonderprämie für Pfleger ansehe, dann habe ich an einer sinnvollen Planung für die nächste Pandemie nicht nur Zweifel, sondern keinerlei Glauben.

Wie immer gilt für Sie, falls Sie von uns nichts mehr hören wollen, darf ich Sie bitten sich unkompliziert auszutragen. Ansonsten wünsche ich Ihnen viel Gesundheit für Sie und Ihre Familien und weiterhin gute Nerven in der Krise.

Ihr

Heinz Peter Fischer

P.S.: Bitte beachten Sie unseren Veranstaltungshinweis – am 23 bis 24 Oktober treffen wir uns in Nürnberg, um Sie über neue Entwicklungen in der Medizintechnik und die Entwicklungen am Geldmarkt zu informieren

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