Fischers Zeilen im Mai 2014

Viele hatten die Vermutung, dass nach der durchgesetzten Niederlassungssperre keine Bewegung mehr im Markt wäre. Das war aber weit gefehlt. Diejenigen, die bereits gut vertreten sind, wachsen weiter und das nicht immer nur in der angestammten Region.


So wurden neue Einrichtungen von Universitätskliniken als MVZ Ableger in Betrieb genommen wie zum Beispiel in Weinheim durch die Uni Heidelberg, in Reutlingen, Stuttgart Diakonie von der Uniklinik Tübingen und in Mannheim von der dortigen Klinik, in Lörrach von Basel aus eine neue Einheit aufgebaut.


Weitere Einrichtungen der Kliniken sind in Planung oder Bau wie z.B. in Horb (UKT) oder am Robert Bosch Krankenhaus in Stuttgart (Marienhospital Stuttgart).


Die Niedergelassenen dagegen haben da eher mit der Kassensitzproblematik zu kämpfen. Dennoch gab es auch dort noch Bewegunghier wurden z.B. in Landau Pfalz oder in Neckarsulm noch  Einrichtungen eröffnet, die Praxis in Hamm wurde von Kollegen übernommen oder die Praxis in Baden Baden auch von einem größeren Konstrukt eingebunden und auch eine Praxis in Duisburg von einem Krankenhaus gekauft. Alles getreu dem Motto von Gerhard Zinser:

Einer muss anfangen, dann gerät der Markt in Bewegung

Was sagt uns das?


Ganz offensichtlich gibt es noch Möglichkeiten Projekte umzusetzen.manche Kliniken haben in den MVZ´s Kassensitze gebunkert um für diese Fragestellungen gerüstet zu sein. Bei den Praxen geht der Trend eher in Richtung Übernahmen. Hin und wieder stehen dann auch Abteilungen zum Kauf an, dies wird sich aber noch deutlich erweitern, wenn die ersten schwierigen wirtschaftlichen Zeiten anbrechen, da die Vielzahl an stationären Einrichtungen eben nicht so wirtschaftlich arbeitet wie die Praxen. Dann könnte es für die moderne Siedlungspolitik der Uniklinken doch noch einmal eng werden..aber hier zahlt ja trotzdem der Steuerzahler die Expansion..auch wenn es am Ende vielleicht nicht gut läuft.


Nur so sind dann ja auch einige Engagements zu erklären, die derzeit noch in der finalen Phase sind.Geld und Wirtschaftlichkeit spielt keine Rolle.pure Größe dagegen schon.


Seitdem ich in der Strahlentherapie tätig bin versuchen wir ausschließlich tragfähige Einrichtungen umzusetzen, da jede Einheit sich selbst rechnen muss. Den Leitspruch würde man sich hin und wieder bei den Kliniken wünschen.


Die Entwicklung ist daher mehrteilig. Da steigen die Preise für Vertragsarztsitze von 0,0 € auf 250.000.- € oder dann auf 600.000.-€ getreu dem Motto.jetzt ist Zahltag und das ist unsere Eintrittskarte in den GKV Bereich. Da Praxiseinstiege dann aber aufgrund der Altersstruktur der Betreiber relativ selten sind – die große Welle der Niederlassungen kam erst ab dem Jahr 2000 – bedeutet das..geringes Angebot..hoher Preis. Das gilt natürlich nicht für jeden Landstrich und jede Einrichtung, aber die Tendenz ist eindeutig.


Sicher darf bezweifelt werden, dass Karl Lagerfeld die Anteilspreise bei den deutschen Strahlentherapien meinte:

Der Höhepunkt des Luxus ist es, nicht nach dem Preis zu gucken.

Das können sich die Einsteiger oder Übernehmer leider nicht erlauben, denn mit Barmitteln hat das in der Regel noch keiner bezahlt. Da steht dann die Bank hinter einem und möchte die zugesagten Rückflüsse haben.


Neben der Preisentwicklung von Kassenarztsitzen oder Praxisanteilen gibt es aber immer die gleichen Unwägbarkeiten.Neuerungen in der Abrechnung, Begehrlichkeiten der lieben umliegenden Nachbarn oder die Versuche von anderen Einrichtungen Sonderbedarfszulassungen umzusetzen. Bisher sicher ein wenig erfolgversprechender Weg, da alle im KV Bezirk (Bundesland) zugelassenen Kollegen gefragt werden..und die erkennen aus durchaus nachvollziehbaren Gründen sicher niemals eine Notwendigkeit für weitere Sitze an.


Jammern hilft da nicht. Jeder von Ihnen ist gefordert mit offenen Augen durch den Markt zu laufen und sich seine eigenen Gedanken zu machen.


Manch einer Ihrer Kollegen wartet wie die Schlange auf den Hasen um im richtigen Augenblick zuzuschlagen, andere wiederum nutzen die Verschnaufpause um strukturell in der Einrichtung etwas zu verändern, wieder andere wachsen in die Fachärzteschaft der angrenzenden Fächer (Urologie, Gynäkologie, Onkologie) hinein. Jeder der Wege hat seine Berechtigung und kann zum Ziel führen, die eigene Präsenz besser auszubauen.


Dabei muss man natürlich selbst ebenso aufpassen, denn die anstehenden Änderungen zur ASV (ambulante spezialärztliche Versorgung) führen immer mehr zu einer interdisziplinären Lösung. Es wird nicht nur darum gehen, die alten § 116 Fälle in ein neues Kleid zu stecken, sondern eher darum in der Zukunft weiter an der Versorgung teilnehmen zu können. Leider wird damit der aktuelle Status der unbudgetierten Abrechnung ebenso gefährdet wie die Einzelabrechnung von Leistungen. Interdisziplinäres Vorgehen bedeutet am Ende eben auch gemeinsame Abrechnungund dann ist da wieder die Frage, wie groß das Kuchenstück der Strahlentherapie sein wird. Mehr wird es automatisch nie, auch wenn man sich das immer wünscht. Aber hier würde der Blick zu den anderen Fachrichtungen aufzeigen, dass wir im Gegensatz zu fast allen anderen Leistungserbringern fast alles bezahlt bekommen was erbracht wird. Bei anderen ist da die Quote schon nur noch bei unter 50 %.


Wilhelm Busch hat uns ja schon gewarnt:

Und wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe

Ich darf Sie in diesem Sinn ermutigen weiter aktiv die Rolle der deutschen Strahlentherapie im Konzert der Fachärzte und in der Versorgung der onkologischen Patienten mit zu gestalten, nicht das wir am Ende nur noch reine Gerätebediener werden und die echten Probleme und Strukturen ohne uns gelöst werden.

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