Fischer´s Zeilen im November 2022

Plötzlich und völlig unvorhergesehen steht der Winter vor der Tür. In dieser Jahreszeit braucht man
daher sicher mehr Gas und Strom als in den vorherigen Monaten. Dass da den Bürgern und den
Unternehmen – natürlich auch den Praxen – schon ein Stück weit das Verständnis für die Politik der
aktuellen Regierung fehlt, wundert nicht. Seit Februar steht der Bundeskanzler im Wort, dass
niemand frieren oder gar einen wesentlichen Nachteil erleiden wird.
Die Realität schaut leider anders aus. Rettungsschirme in Größenordnungen von 200 Milliarden sind
da anzutreffen, ebenso wie völlig sinnlose Aktionen mit der Gießkanne alles und jedem irgendwie
helfen zu wollen. Unausgegoren, nicht zielgerichtet, zu spät……..sind da noch die höflichsten
Umschreibungen der aktuellen Politik.
Wenn man dann liest, dass der Strompreis doch auf 40 Cent für 80 % des vorherigen Verbrauchs
gedeckelt wird – weil die Erziehung des (unmündigen) Bürgers darf nicht zu kurz kommen ………..führt
das automatisch dazu, dass man mal nachschaut, was bisher bezahlt wurde. Privat zahle ich dann
rund 28 % mehr als bei den alten teuren Verträgen. In meinem Büro hatte ich über den Strommarkt
eingekauft, da waren es 12,614 Cent brutto, dort wäre die Steigerung dann 225 %. Und genau da
fängt auch das Problem bei den stromintensiven Einheiten an. Diese Kosten sind nirgends abgebildet,
weder bei Krankenhäusern noch bei Praxen. Da kann man auch nicht hingehen und die
Behandlungspreise erhöhen. Es gibt die DRG, den EBM und die GOÄ von 1996 (mit einer
Leistungslegende von 1991), in denen keine aktuellen Kosten existieren!

Das kostspielige Bermudadreieck ist das Dreiecksverhältnis Patient-Arzt-Versicherung.

(Gerhard Kocher Gesundheitsökonom)

War man bislang bereit, etwas für die Umwelt und die Transformation der Stromversorgung zu tun
und hat eine PV-Anlage, Windräder, Wasserkraft oder Biomasse Anlagen gebaut und betrieben, ist
man wieder der Verlierer. Nicht nur dass der Anschluss einer fertigen Anlage einem Spießrutenlauf
gleicht und enorme Geduld und viel Zeit und Nerven verbraucht, nein, nun darf der dumme Anleger
auch die durch Direktvermarktung erzielten Gewinne in diesem Jahr zu 90 % wieder an den Staat
abgeben (Abschöpfung von Übergewinnen), der aber die veralteten Atomkraftwerke, die Kohle-, Öl- und Gaslastigen Stromerzeuger von dieser Regelung (bewusst) ausnimmt.

Die Tierärzte dürfen sich endlich über eine neue Gebührenordnung freuen, weil diese ja völlig
überaltert sei und aus 1999 (!!!) stamme, hat der Bundesrat der Änderung zum 1.11.2022
zugestimmt. Die Steigerung bewegt sich bei rund 50 %. Da fragt sich der geneigte Leser
schon………….und die GOÄ? Hat der Bundesrat noch nicht mitbekommen, dass unsere
Gebührenordnung für Humanmediziner noch älter ist, oder sind die Tiere wichtiger als die
Menschen?

Die Politik ist das Paradies zungenfertiger Schwätzer.

(George Bernhard Shaw)

Wir hatten im letzten Newsletter die Inflation schon im März angesprochen! Keinesfalls weil wir hier
über herausragende Fähigkeiten der Vorhersage verfügen, sondern nur die Fakten
zusammengetragen haben. Diese hat sich nun auf ein Niveau von 10 bis 11 % eingepegelt. Was
bedeutet das? Klar, die Menschen, Sie und Ihre Mitarbeiter brauchen mehr Geld für die gleiche
Leistung. Man merkt das beim Einkaufen im Supermarkt, beim Tanken oder schlicht, wenn man mal
wieder weg geht. Offensichtlich nehmen das die Politiker nicht mehr wahr. Denn die Folgen sind
fatal. Derjenige, der sich weniger leisten kann, wird bei den Chefs – den Praxisinhabern oder den
Geschäftsführern von MVZ´s oder Krankenhäusern – anklopfen und den alten Gunter Gabriel Spruch:
„Hey Boss ich brauch mehr Geld“ benutzen. Und logischerweise gehen die Gewerkschaften hier den
gleichen Weg.
Das bedeutet auf Sicht eine deutliche Steigerung der Lohnkosten, alleine durch die Inflation – und
zwar solange diese anhält. Wir dürfen da getrost von rund 6 bis 10 % pro Jahr ausgehen. Bis wir
wieder ein angestrebtes Inflationsniveau von gut 2 % erreichen, werden Jahre vergehen. Auf die
Aussage lasse ich mich festlegen. Den blanken Hohn der Politik, die den Arbeitnehmern eine
steuerfreie Pauschale verspricht – die natürlich wieder der Arbeitgeber bezahlen muss, möchte ich
an der Stelle nicht weiter kommentieren. Man verzichtet auf etwas, was man unter normalen
Umständen nie erhalten hätte. Offensichtlich denkt die Politik, die Menschen in unserem Land
erkennen diese Volksverdummung nicht.
Um es aber weiter zu beleuchten. Jeder von Ihnen draußen in den Praxen und Krankenhäusern hat
Wartungs- und Mietverträge, die zumeist dem Wiesbadener Index unterliegen. Was in der
Vergangenheit ruhig hat schlafen lassen, lässt einem nun erschaudern. Das bedeutet nichts anderes
als, dass die Wartungs- und Mietkosten in der Zukunft im Gleichschritt mit der Inflation steigen
werden.
Fassen wir zusammen. Die Steigerung der Personalkosten um 10 % (in den nächsten Jahren) in
Kombination der Erhöhung der Wartungskosten in Verbindung mit den steigenden Gas- und
Stromkosten wird selbst in großen Einheiten eine Bremsspur von 4 – 5 % hinterlassen. D.h. einfach
ausgedrückt, dass sich – ohne jetzt den Zins zu betrachten, der rasant ansteigt und Reinvestitionen
schon deutlich teurer macht – das Betriebsergebnis beispielhaft von 25 % auf 20 % verringern wird.
Wie lange man eine solche Entwicklung aushält, lässt sich nicht serös vorhersagen. Wenn ich die
Nachrichten von den Krankenhäusern höre, dass allerorten wieder doppelstellige Millionen an
Defiziten produziert werden und dies durch nichts – außer der Haftung des Eigentümers –
ausgeglichen werden kann, spürt man die Dimension der Belastung und Aufgabe, die vor uns steht.
Wir werden diese reale Abnahme des Wohlstands zum ersten Mal wirklich spüren und erleben
dürfen.

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.

(Albert Einstein)

Zum aktuellen Stand der Vergütung in der Strahlentherapie erspare ich mir größere Kommentare.
Letztlich muss man konstatieren, dass aufwendige und hochmoderne Therapie am Patienten nicht
(mehr) honoriert wird. Ob man sich in der Verhandlung damit einen Gefallen getan hat? Die
Verschiebung wieder in den extrabudgetären Bereich bringt aus meiner Sicht nicht viel, da die
Herabsetzung der Vergütungen in Kombination mit den erheblich steigenden Kosten viele
Einrichtungen sehr beschäftigen wird. Die weitere Forcierung der Hypofraktionierung, ohne diese in
den Vergütungsordnungen entsprechend zu berücksichtigen, stellt eine toxische Kombination dar.
Nicht jeder in Deutschland verfügt über ein Sondergerät (Gammaknife, Cyberknife, ZAP X) und erhält
von den gesetzlichen Kassen für eine Einzeitbestrahlung extrem hohe Vergütungen (bis zu 7200.- €
pro Einzeit) ohne Patientendeckel. Die allermeisten Einrichtungen müssen das sogenannte „Brot und
Butter Geschäft“ dann mit weniger Erlösen stemmen können, während einige wenige Gewinner auf
der Sonnenseite stehen. Ist das gerecht?
Natürlich nicht, aber es ist ebenso nicht korrekt, die GOÄ seit nunmehr 26 Jahren unverändert
beizubehalten und die steigenden Kosten zu ignorieren? Seit den 70 er Jahren versuchen wir in der
Gesundheitspolitik eine Art Kostendämpfung umzusetzen mit immer neuen Wortschöpfungen für die
sinnlosen Gesetze. Hat es etwas gebracht? Nein!
Hätte es jetzt eine andere Regierung besser gemacht? Die Frage ist eher rhetorischer Natur, denn die
schlechte Ausgangslage hat ja mit der Regierungszeit der letzten großen Volkspartei – so bezeichnet
sich die CDU/CSU ja gerne – zu tun. Aber um den Finger in die Wunde zu legen: Jeder hat die
Volksvertreter, die er wählt (und verdient) und letztlich spürt man in den großen Krisen erst, ob
jemand das Format hat, ein Land und die Nation zu führen. Das darf man getrost für unsere
Regierung verneinen. Aber da stehen wir nicht allein da.

Können Sie glauben, dass ich ein Politiker bin? Sogar ich kann es nicht.

(Donald Trump)

Machen wir uns nichts vor.
Wir stehen vor einem ungeheuren Wandel. Wo wird die Reise für uns alle hingehen? Vor kurzem
durfte ich eine Veranstaltung besuchen, bei der der Zukunftsforscher Lars Thomsen (https://futurematters.com/) seine Visionen für die nächsten 5 bis 6 Jahre dargestellt hat. Wenn man hier genau
hingehört hat, wird die KI sehr viel überlagern, vereinfachen und unser Leben signifikant ändern. Die
erneuerbaren Energien sieht er – trotz aller politischen Heckenschützen aus allen politischen Lagern
in Verbindung mit modernen Speichermöglichkeiten als unumkehrbar an. Wie vertical farming und
künstlich erzeugtes Fleisch unsere Landwirtschaft und unser Verhältnis zu Tieren verändern wird,
haben mich dabei sehr beeindruckt. Aber die größte Kernbotschaft war, dass die Unternehmen sich
zu Wertegemeinschaften entwickeln und die weichen Faktoren die materiellen Sonderleistungen in
den Schatten stellen werden. Daher: Seien Sie gut zu Ihren Mitarbeitern, denn der Fachkräftemangel
wird dies gerade auch im Gesundheitswesen mit einer brutalen Dynamik – bei der am Ende die
Schließungen von Einheiten stehen, weil kein Personal mehr zu bekommen ist – offenbaren. Die
Beiträge unserer Partner beschäftigen sich daher ganz bewusst mit den Themen Strom selbst zu
erzeugen und damit für sich zu verbilligen, um das Thema KI, da dies hilft Personalengpässe besser zu
bewältigen und natürlich um das vielbeachtete BSG-Urteil, das Krankenhäuser mit privatisierten
Hauptabteilungen ratlos zurücklässt, da nun die Kooperation und Überwindung der sektoralen
Grenzen sinnlos in Frage gestellt wird.
Hoffen wir daher weiter auf Frieden und darauf, dass sich endlich die Intelligenz so schnell wie ein
Virus gerade wieder bei unseren Politikern verbreitet.

Wir stehen Ihnen – den Radiologen, Nuklearmedizinern und den Strahlentherapeuten – natürlich
weiter mit Rat und Tat zur Seite, zögern Sie also nicht uns zu kontaktieren. Wir nehmen uns gerne
Zeit für Sie und – und das möchte ich nach wie vor auch nach 30 Jahren betonen – wir sind
unabhängig.
Sollten Sie unsere Informationen nicht mehr lesen wollten, darf ich Sie bitten sich unkompliziert
auszutragen.
Ihr
Heinz Peter Fischer

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