Nach der Wahl ist vor der Wahl…………wir werden es am Wochenende wieder erleben.
Noch vor kurzem konnte sich wirklich niemand vorstellen, dass man mit einem Kanzler von der SPD rechnen darf und die Union – die schon mit der letzten Wahl einen historischen Tiefstand erreichte (dort wurden noch 32,9 % erreicht, was im Jahr 2021 zu Jubelstürmen im Unionslager führen würde) – liegt mittlerweile stabil bei 22 %. Was wir hier erleben ist in anderen Ländern ohnehin schon längst passiert, das Ende der sogenannten Volksparteien und die Zersplitterung der Wählerschaft in kleine und kleinste Gruppierungen. Jeder will sich und seine Gedanken in Reinkultur finden, große Sammelbecken sind nur noch schwer auszumachen.
Klar möchte jeder die Umwelt schützen, nur schmerzhaft darf es nicht sein. Wir sind in unseren Gewohnheiten gefangen und letztlich taugen die vorgestellten politischen Konzepte – übrigens egal von welcher Partei – ohnehin nicht für eine tragfähige Lösung in der Zukunft. Deutschland hat sich im internationalen Vergleich mittlerweile lächerlich gemacht. Digitalisierung, Umsetzung von Großprojekten, Ausstattung der Schulen, Energiewende, Lenkung der Verkehrsinfrastruktur…………….die Liste wäre beliebig verlängerbar. In allen Projekten sind wir krachend gescheitert. An Ideen mangelt es nicht, aber der zwingend erzielbare Konsens zerreibt selbst die größten Brocken zu feinem Sand, der dann wieder im Wind der Geschichte keine Veränderung erzeugen kann.
Die Veränderung der Welt ist nur herbeizuführen, wenn sich jeder Einzelne ändert.
Reinhold Messner
Warum wenden wir uns heute – kurz vor der Wahl – nochmals an unsere Leser, die Großgerätemediziner, die Radiologen, Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten? Ihnen allen sollte der schon eingetretene Wandel in den letzten Jahren zu denken geben. Der medizinische Unternehmer ist dabei, wie die Dinosaurier auszusterben.
Wir selbst finden nur noch mit größter Mühe junge Fachärzte aus diesen Bereichen, die den Willen haben, sich entsprechend über 40 Stunden medizinisch oder gar unternehmerisch zu betätigen. Die Gründergeneration aus den Neunzigern sind alle im abgabefähigen Alter oder schon darüber hinaus. Die von uns bereits mehrfach angesprochenen Bewegungen der Investoren sind weiter im Gange. Mittlerweile hat der große Infrastrukturfonds EQT die beiden Radiologie-Netzwerke – die „BLIKK Holding“ und die „Meine Radiologie Holding“ für angeblich 1,1 Milliarden Euro eingesammelt und ist dabei weiter zu wachsen.
Bei den aufgerufenen Kaufpreisen – die in der Regel mindestens doppelt so hoch sind, wie die Werte, die aus einer üblichen Praxisbewertung entstehen – wird auch der härteste Verfechter der Freiberuflichkeit schwach, gerade dann, wenn es um das eigene Geld geht.
Warum finden die Investoren das deutsche Gesundheitswesen nach wie vor für sehr interessant? Die „Story“, einen großen einzigartigen Anbieter in einem investiven Umfeld zu schaffen und zweistellige Renditen zu erzielen, ist in einer Nullzinslandschaft einfach attraktiv. Wenn zudem der deutsche Markt dann noch zu fast 90 % „staatlich geregelt“ vergütet ist – der GKV Anteil ist nach wie vor der Hauptumsatz, dann erklärt das vieles. Der vorher von uns dargestellte Rückgang an Unternehmerpersönlichkeiten, die bereit sind auch 60 bis 80 Stunden wöchentlich zu arbeiten nimmt in der Generation derjenigen – die eben einen „Work-Life Ansatz“ für sich definieren – dramatisch ab.
Selbst wenn der abgabewillige Großgerätemediziner nun einem jungen Arzt gegenüber aufgeschlossen wäre, denken diese häufig, dass man mit einem Zeiteinsatz eines Angestellten die Praxen führen kann – leider ein exorbitanter Irrtum. Daher haben die Investoren nicht nur das Geld, sondern leichtes Spiel in der Argumentation. Wir hatten es schon beim letzten Newsletter prophezeit – bis 2025 sind die meisten Einheiten verkauft und wahrscheinlich nur noch 10 größere Netze vorhanden. Ich lasse mich an dieser Aussage gerne messen.
Ich glaube nicht an das Paradies, aber ich bin bereit mich überraschen zu lassen.
Sir Peter Ustinov
Ans Paradies müssen Sie ebenso nicht glauben, aber nachdem die Zahl der Medizinischen Versorgungszentren im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften – sog. Investoren-MVZ oder i-MVZ – seit dem Jahr 2017 deutlich angestiegen ist, werden zunehmend teils hitzige Debatten über diese versorgungsfremden Investoren im Gesundheitswesen geführt. Als Hauptkritikpunkt dieser Entwicklung wird angeführt, dass Finanzinvestoren ihr Engagement in der ambulanten Versorgung als reine Geldanlage betrachten und Renditestreben über Patienteninteressen gestellt werden könnte. Als Reaktion wurden Forderungen der Berufs- und Bundespolitik laut, den Kreis möglicher MVZ- Gründer einzuschränken.
So wurde beispielsweise gefordert, Krankenhäusern eine Gründungsberechtigung nur zuzusprechen, wenn der Krankenhausstandort innerhalb des entsprechenden Planungsbereichs liegt, in dem das medizinische Versorgungszentrum seinen Sitz haben soll. Andere mögliche Vorgaben lauten, dass in einem MVZ die Mehrheit der Geschäftsanteile und der Stimmrechte bei Ärzten liegen müsse, die auch in dem MVZ tätig seien.
Das würde aber das Ende der Goldgräberstimmung bedeuten und Ihnen als Verkäufer die Möglichkeit des Verkaufs radikal einschränken. Denn eine Regierung unter Mitwirkung der SPD, Grünen und Linken wird neben der Abschaffung der PKV – die für viele Praxen und Einrichtungen trotz nur einer 10 % Versichertengemeinschaft ein wesentlicher Umsatzträger ist – eben auch die Möglichkeit radikal einschränken, an Investoren zu verkaufen.
In einem aktuellen KBV Klartext vom 26.08.2021 wurden die Parteien der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien zu Ihren Positionen befragt. Beispielhaft sollen hier vier Aussagen wiedergegeben werden:
CDU CSU
„…Grundsätzlich stehen wir MVZ-Gründungen positiv gegenüber. … In der nächsten Wahlperiode werden wir weitere Regelungen diskutieren und umsetzen, um den Einfluss von Großinvestoren gegenüber Ärztinnen und Ärzten einzuschränken. …“
SPD
„…Um dem bekannten Trend zur Organisation von gewinnorientierten MVZ entgegenzusteuern, werden wir die Fehlanreize zur Gewinnorientierung, zur unangemessenen Mengenausweitung und zu Outsourcing beenden und neue Anreize zur Verbesserung der Versorgungsqualität einführen. …“
Grüne
„…Es muss in jedem Fall sichergestellt sein, dass bei der Behandlung von Patienten nicht wirtschaftliche Interessen dominieren, sondern die freiberufliche ärztliche Berufsausübung im Dienste der Patienten gesichert ist………“
Linke
„…Die Linke beobachtet die Geschäftspraktiken von privaten Großinvestoren seit Jahren intensiv. ….Wir fordern die weitere Begrenzung von möglichen MVZ Betreibern. So wollen wir etwa die Möglichkeit für Krankenhausbetreiber, MVZ zu betreiben, sowohl räumlich als auch fachlich begrenzen…….“
Von zwei Übeln wird niemand das größere wählen, wenn er das kleinere wählen kann.
Platon
Was das bedeutet, kann sich ja jeder selbst am Wahlsonntag überlegen.
Wir sehen einerseits eine noch nie dagewesene Wahrscheinlichkeit, dass die Bürgerversicherung aktiv angeschoben wird und andererseits eine extreme Veränderung für die Investoren aufzieht. Und nachdem die zwei Jahre Corona Management mit dem Füllhorn der Staatsverschuldung gegenfinanziert werden müssen, wird es zu erheblichen Steuererhöhungen kommen. Spitzensteuersatz und die Abschaffung von Steuervorteilen sind da schnell und einfach umzusetzen. Und wer sieht in einer solchen Konstellation die Notwendigkeit, den hälftigen Steuersatz beim Verkauf von Großgerätepraxen bis zu 5 Mio. € zu erhalten………das hat in einer solchen Regierung keinen Platz mehr.
Die Dauer der Regierungsbildung lag in den beiden vergangenen Wahlperioden bei knapp drei bzw. sechs Monaten. Aufgrund der Vielzahl der Koalitionsoptionen und der damit einhergehenden Komplexität der Regierungsbildung wird u. E. erst nach drei Quartalen mit konkreten gesetzlichen Veränderungen zu rechnen sein. Dennoch empfiehlt sich ein zeitnahes Handeln, da zumindest ab Mitte 2022 eine veränderte Gesetzeslage zu erwarten sein wird und der zeitliche Vorlauf einer möglichen Praxisveräußerung nicht unterschätzt werden sollte.
Sie können uns hierzu jederzeit
vertraulich kontaktieren. Wir sind unabhängig und nur Ihrem Wunsch verpflichtet, Ihre Ziele umzusetzen. Zögern Sie nicht….handeln Sie jetzt – es ist Ihre Praxis
Sollten Sie unsere Informationen nicht mehr lesen wollten, darf ich Sie bitten, sich unkompliziert auszutragen. Für Sie eine gute Zeit und eine gute Wahl!!!
Ihr
Heinz Peter Fischer