Am Jahresausklang melden wir uns nochmals, da die letzten Wochen sehr viel Neuigkeiten mit sich
gebracht haben. In den vergangenen Wochen waren sehr viele relevante Veranstaltungen in Berlin,
daher passt das folgende Zitat wie Deckel auf Topf:
Berlin-Mitte ist nicht das wahre Leben.
(Sigmar Gabriel)
Wahrscheinlich sollten wir die nachfolgenden Zusammenfassungen dann auch entsprechend
einsortieren. Begonnen hatte der November noch mit den
➢ Berliner Gesprächen im Gesundheitswesen
Eine gut besuchte Veranstaltung, die Herr Prof. Wigge schon viele Jahre am Start hat und wieder mit
einigen interessanten Gästen bestückt war. Da war nicht zuletzt Herr Prof. Dr. Ulrich Wenner –
ehemaliger Richter am BSG, der sich seit 31.3.2022 im (Un-)Ruhestand befindet.
Dieser diskutierte messerscharf mit den anwesenden Interessenvertretern der Investoren und den
anderen Referenten über die Frage, ob denn ein Verbot von iMVZ´s denkbar wäre und wie die
Zunahme des Marktgewichts eingeschränkt werden könnte. Während Herr Prof. Wenner klare Worte
fand, musste man den Ausführungen von Michael Weller – der die Abt. 2 im
Bundesgesundheitsministerium führt – fast irritiert zur Kenntnis nehmen. Als Zuhörer hatte man den
Eindruck, dass da jemand zwar die Erkenntnis hat, im System fast 30 Jahre nichts geändert zu haben,
aber für einen Ruck keine Idee außer einen Gesundheitskiosk nennen konnte. Ob diese Idee die
Versorgung des ländlichen Raums zu verbessern imstande ist, darf weiter bezweifelt werden.
Während die Zahlen aus dem IGES Gutachten – welches die KVB angeschoben hatte – durchaus
kritisch hinterfragt und am Ende als nicht ausreichend für eine beleghafte Darstellung der höheren
Abrechnung gewertet wurden, verteidigte Herr Nolting seine Ausführungen zwar tapfer, aber es
blieben viele (berechtigte) Zweifel, ob man die vorgelegten Berechnungen im Sinne einer juristischen
Verwertung als Basis für Entscheidungen benutzen könnte. Man spürte trotzdem die klare Botschaft
im Raum, dass man gegenüber den Investoren durchaus eine Veränderung erzeugen wollte. Dabei
wurden die bereits bekannten Denkrichtungen – einerseits eine Regionalität und andererseits der
Bezug zu den Hauptabteilungen im Trägerkrankenhaus des MVZ´s angesprochen…………auch eine
Kombination aus beiden Richtungen. Trotz allem muss man immer fragen, wer Gutachten beauftragt
und mit welchem Zweck!
Wissenschaftler sind die einzigen Menschen, die ihre Unwissenheit noch durch Gutachten belegen.
(Georg Mautner Markhof)
Ohne Zweifel würde dies die Vergrößerung der MVZ Zahlen schlagartig einbremsen, da die uns
bekannten Investoren derzeit weder nur regional und schon gar nicht an der Linie der eigenen
Hauptabteilungen investieren. Fraglich wäre natürlich, wie dann eine Radiologie oder
Strahlentherapie überhaupt noch gekauft werden sollte, da die gekauften Krankenhäuser sicher nicht
über eine radiologische Hauptabteilung oder gar eine Strahlentherapie verfügen.
Dann ging es in Berlin mit dem
➢ RO Update
weiter, das die Strahlentherapeuten und die Onkologen ganz gut kennen. Bei dieser Veranstaltung
kann man die Veränderungen in der Therapie gut beobachten, was derzeit allerdings keinen
Widerklang in der Abrechnung findet
Wie man in bei Herrn Prof. Guckenberger aus Zürich vernehmen konnte, sank die Anzahl der
Fraktionen bei seinen Patienten über alle Entitäten hinweg auf durchschnittlich nur noch
9,7……..Tendenz weiter fallend. Das ist aber bei einem Fach, das von den langfraktionierten
Therapieschemata lebt, auf Dauer ungesund. Klar könnte man darüber nachdenken, dann weniger
Geräte aufzustellen, weniger Personal zu benötigen oder gar weniger Bunker zu bauen…..aber dazu
müsste die aus den Neunzigern gefasste Idee des Tandembetriebs der DEGRO auch ad acta gelegt
werden und die Abrechnung müsste einer grundsätzlichen Reform unterzogen werden.
Natürlich sieht man die Aufnahme der Stereotaxie bei den interventionsbedürftigen
Vestibularisschwannomen durch den GBA per se ja positiv, aber was ist damit verbunden?
Welche Vergütung wird man hier annehmen und wird die Stereotaxie dann später ebenso für andere
Fragestellungen aufgenommen, oder dient dies nur der Reduktion der über den § 140 SGB V
eingeführten Verträge und führt dies dann zum Tod der hoch vergüteten Einzeit Modelle mit dem
Gamma Knife, dem Cyber Knife oder dem neuen ZAP-X Gerät? Die Verfechter der Beschleuniger
Technologie waren und sind ohnehin nach wie vor der Überzeugung, dass man mit einem
entsprechend ausgestatteten LINAC analoge Ergebnisse erzielen kann und sehen dabei noch den
Mehrwert des Gerätes, während gerade das Gamma Knife oder das ZAP-X Gerät nur im Kopf oder
maximal bei der HWS Zielvolumen definieren können.
Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet.
(Alan Kay)
Daher kann man den Fachärzten immer nur raten, sich selbst auf den Weg zu machen und zu
versuchen klare Ergebnisse zu erzielen. Alles andere……..oder darauf zu warten, dass andere in die
Hand nehmen, ist der falsche Weg.
Hier hatte man sich dann Ergebnisse beim
➢ BVDST Herbstsymposium
erwartet, welches wieder eine Woche später – wieder in Berlin stattfand. Trotz der Wichtigkeit der
Veranstaltung – das berufspolitische Treffen der Strahlentherapeuten im Jahr – waren sicher nicht
einmal die Hälfte der Plätze vergeben. War das der Anfang vom Ende oder ist das Interesse an der
Berufspolitik derart gesunken, dass sich eine große Anzahl an Strahlentherapeuten nicht mehr auf
den Weg nach Berlin machen wollte?
Dennoch spürte man hier die Erwartungshaltung der Anwesenden, dass man von Seiten des
Vorstands nochmals Stellung zur nochmaligen Änderung des EBM zum 1.7.2022 beziehen sollte.
Leider war Herr Dr. Leßmann nicht nach Berlin gekommen……..ganz offensichtlich war er ein Opfer
der Klimaaktivisten am Berliner Flughafen geworden. Daher konnte er die Lage nicht aus seiner Sicht
erläutern. Die Mitglieder fanden jedoch die Erklärung, dass man die moderne Radiotherapie im EBM
für eine Versschiebung in den extrabudgetären Bereich ab 1.1.2023 geopfert habe hörbar nicht gut.
Viele fanden sich in die Neunziger Jahre zurückversetzt, da man auch die Beweggründe für die
neuerliche Herabsetzung – trotz einer in vielen KV-Bereichen übereinstimmenden
Punktzahlanforderung mit dem verfügbaren Honorar – nicht nachvollziehen konnte.
Der eingebaute Vortag eines Vertreters von evidia – einem institutionellen Investor – wurde von Dr.
Tom Bahr – dem Vertreter der RG2020 – wie auch dem Vertreter der Politik – Herrn Monstadt
kritisch hinterfragt. Insgesamt zweifelten die Anwesenden ohnehin, ob das nun eine Plattform sein
sollte oder die Idee, das Thema – also den Verkauf an einen institutionellen Investor – zu
torpedieren. Die ebenso anwesenden Vertreter anderer Investoren konnten Gespräche mit
relevanten Verkäufern führen……….ob das das Ziel war, konnten wir nicht abschließend beurteilen.
Aufgefallen war uns aber schon, dass obwohl Herr Dr. Dr. Knüppel (evidia) die Investorenlösung als
eine von mehreren Lösungen dargestellt hatte, der Vertreter der Politik sich mit Allgemeinplätzen
durch seinen Vortrag hangelte („Versorgung ländlicher Raum“ – was das auch immer in der
Strahlentherapie bedeuten soll) und aus einem Bundesland stammte, in dem genau fünf Therapien
für ein Flächenland zuständig sind – also gerade nicht ein Musterbeispiel für eine wohnortnahe
Versorgung gelten konnte.
Der Vertreter der Zahnärzteschaft – Herr Hendges aus Berlin – konnte zwar aufzeigen, dass die
Investoren offensichtlich anders als Praxisinhaber agieren, aber durch die Unterschiedlichkeit des
Faches kein Quervergleich sinnvoll war. Zahnärzte sind eben doch anders als Strahlentherapeuten
oder Radiologen. Prof. Halbe konnte in gewohnter Weise auf seine Leistungen und die Tatsache, dass
ein Praxisverkauf keine Raketenwissenschaft darstellt, eingehen und damit den anwesenden
potenziellen Verkäufern ein Stück weit die Angst vor den großen Zahlen nehmen.
Am Ende hatte man schon ein komisches Gefühl nach der Veranstaltung, Investoren, große
inhabergeführte Ketten unter Radiologen, Personalmangel, ein retardierender EBM und nach wie vor
keine Aussicht auf eine neue GOÄ…….es fühlte sich sehr seltsam an.
Ist nicht sofort ersichtlich, welche politischen oder sozialen Gruppen, Kräfte oder Größen bestimmte Vorschläge, Maßnahmen usw. vertreten, sollte man stets die Frage stellen: Wem nützt es?
(Wladimir Iljitsch Lenin)
Über die Politik möchte ich in dieser Ausgabe nicht sprechen, zu frustrierend sind die Aktionen der
politisch Handelnden auf allen Ebenen. Während die Amerikaner Protektionismus in reinster Form
vorleben, die Chinesen sich weiter überall ungestört einkaufen können und wir uns mit uns selbst
beschäftigen, haben wir in den nächsten Wochen hoffentlich (!!!) wieder die Zeit uns Gedanken über
uns selbst und unser Land zu machen. Ohne Fatalismus möchte ich an der Stelle Ihnen und Ihren
Familien ein angenehmes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen! Wie sagt
Herr Böhmermann im ZDF immer: „Bleiben Sie stabil“………..etwas anders bleibt uns ja nicht übrig.
Meine Mitarbeiter und meine Wenigkeit wünschen Ihnen viel Gesundheit!
Unser Büro wird zwischen dem 24.12.2022 und dem 09.1.2023 nicht regelmäßig besetzt sein. Ab
dem 10.1.2023 sind wir dann wieder für Sie in vollem Umfang am Start
Haben Sie im neuen Jahr anspruchsvolle Projekte für uns, freuen wir und von Ihnen zu hören.
Sollten Sie unsere Informationen nicht mehr lesen wollten, darf ich Sie bitten sich unkompliziert
auszutragen. Frohe Weihnachten!!!
Ihr
Heinz Peter Fischer